Im zeitlichen Überblick:
1. Generation von 1889-1933: Die Ur-Urgroßeltern
Laut der gefundenen Innschrift eines Maurers, in der Nische des Pumpenkellers, stammen die Grundmauern also mindestens von 1889!
Im April 1888 gab es im Dorf einen verheerenden Brand. Leider ist uns aus bzw. von vor dieser Zeit nichts genaueres bekannt, außer das dem Feuer 8 Höfe vollständig zum Opfer fielen. Es ist also zu vermuten, dass auch unser Hof auf einem dieser Plätze neu entstanden ist.
Soweit überliefert – befand sich der Hof in dieser Zeit in voller landwirtschaftlicher Nutzung (mit Tierhaltung, Feld- und Waldbestellung).
Der Hofgründer (1853-1923) war Landwirt und um 1910 wohl auch mal Bürgermeister im Ort.
Zusammen mit seiner Frau (1863-1933) gab es zwei Kinder (einen Sohn – fiel im ersten Weltkrieg – und eine Tochter).
2. Generation ab 1945-1967: Die Urgroßeltern meiner Frau
Leider existiert zwischen 1933 und 1945 ein kleiner „Graubereich“ in der familiären Bewohnerliste.
Der Urgroßvater (1882-1967) war jedoch von 1910 bis 1945 Volksschullehrer im Dorf und bewohnte, mit Frau (1888-1967) und Familie – wie damals üblich – noch das Gebäude der Dorfschule.
Erst nach dem Krieg und mit dem Verlust der Anstellung als Lehrer, wurde der Familienhof seiner Frau wieder übernommen.
Vor dem 2.Weltkrieg hatten die Urgroßeltern zwei Söhne und eine Tochter. Ein Sohn fiel 1943 bei Stalingrad. Den zweiten Sohn verschlug es nach dem Krieg samt Familie nach Hamburg.
Auch der Schwiegersohn und Ehemann der Tochter kam aus dem Krieg nicht mehr zurück. So blieb die junge Mutter mit ihrem Sohn allein bei den Eltern auf dem Hof.
In dieser Zeit wurde der Hof nur noch für den Eigenbedarf und den nötigsten Unterhalt landwirtschaftlich genutzt. So sind auf alten Familienfotos noch Hühner, Katzen und ein kleines Kälbchen zu sehen.
Um einigermaßen über die Runden zu kommen, musste damals viel Land und Wald verkauft werden.
3. Generation 1967-2007: Die Oma meiner Frau
Allein mit Kind und durch den Verlust des Ehemanns (1944), bereits mit 24 auf sich gestellt, waren keine „großen Sprünge“ möglich.
Der Vater fand nach 1945 keine Anstellung mehr. So musste die Tochter schon weit vor der Übernahme des Hofes für Kind und Eltern sorgen.
Bis Ende der Sechziger wohnten die Eltern im rechten Teil des Erdgeschoßes, während sich die Tochter mit ihrem Sohn das kleine „Dachstübchen“ teilte. Noch bis 1993 wurden die beiden zusätzlichen Zimmer im linken Erdgeschoß immer wieder untervermietet.
Die Oma meiner Frau musste bis in die 70er schwer schuften und meist mehrere Nebenjobs gleichzeitig annehmen, um alles am Laufen zu halten. Schließlich sollte der Sohn alle Gelegenheiten für eine ordentliche Ausbildung bzw. für ein Studium erhalten.
Der Hof diente zu diesem Zeitpunkt mehr und mehr dem Obst- und Gemüseanbau für den Eigenbedarf. Tierhaltung gab es ab den 70ern keine mehr. Das verbliebene Land wurde verpachtet.
Schlussendlich arbeitete die Oma (1920-2007) bis zur Rente in einer Küche der NVA und war für die Versorgung und den Nachschub einer ganzen Einheit im Nachbarort verantwortlich. Ab dem höheren Rentenalter der Mutter kümmerte sich dann der Sohn um den Erhalt und die Ordnung auf dem Hof.
4. Generation seit 1992: Die Eltern meiner Frau
Durch seine berufliche Qualifikation und Spezialisierung (mit der „Wende“) in den Westen verschlagen, pendelte der Vater meiner Frau bis zur eigenen Rente zwischen Arbeit (Rheinland- Pfalz), Familie (Sachsen) und der alten Heimat hin und her.
Da die eigenen zwei Kinder zu diesem Zeitpunkt keinerlei Ambitionen und nicht die Spur einer Vorstellung hatten, dieses Grundstück mit der eigenen Zukunft in Verbindung zu bringen, traf sich die Familie meist an den Feiertagen und zu familiären Festlichkeiten bei der Oma.
Der „Pendelei“ und den unterschiedlichen Zukunftsplänen der Kinder zum trotz, wurde das Grundstück durch die Eltern meiner Frau weiter in Schuss gehalten. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die letzten Beete in Grünfläche umgewandelt.
Mit akribischer Sorgfalt und Organisation sorgte mein Schwiegervater (oftmals aus weiter Ferne) dafür, dass nichts verfiel.
Als versierter Hobbybastler plante und überwachte er notwendige Reparaturen und erledigte das Meiste selbst. Vorausschauend begann er schon Mitte der 90er mit dem Entrümpeln der alten Speicher, Schuppen und Ställe.
Gegenwart und Zukunft: Die 2000er
Spätestens mit der Geburt des Enkels (2009), unseres Sohnes, wurde das Fleckchen Spreewald dann jedoch als regelmäßiges Wochenend- und Feriengrundstück für die ganze Familie genutzt.
Die Abstände, zwischen den Aufenthalten auf dem Grundstück waren (für eine stete Bewässerung und Pflege) zu groß. Dennoch wurde wieder ein kleines „Versuchsbeet“ angelegt. Hauptsächlich für den Enkel, wurden hier gemeinsam Kartoffeln und Bohnen gesteckt sowie Blümchen gesät. Was wird, wird – und konnte sogar geerntet und verzert werden!
Neben dem „veranschaulichenden“ Gemüseanbau waren u.a. das Basteln von Strohfiguren (aus dem Stroh der Scheune) und das Abfolgeexperiment „Vom Korn zum Brötchen“ besondere Higlights zwischen Großeltern und Enkel.
Auf diesem, (nun auch) unserem Fleckchen Spreewald lernte unser Sohn das Fahrrad fahren, hatte Spaß beim Puppenspiel in Opas (selbst gebauten) Theater, erhielt vom Großvater „Einweisungen“ in Werkzeugkunde und die ersten handwerklichen Tätigkeiten.
Gemeinsam mit Oma und Nachbars Kindern verschliß`er nun schon einige Gartenpools und hielt etliche Kaffeekränzchen im Baumhaus und auf der Eingangstreppe.
Die familiären Fußballspiele sind legendär und mittlerweile wurde, an Papa´s Platte, schon „dörfliches Tischtennis auf chinesisch“ gespielt…
Mein persönlicher Wunsch:
Der Verlust des Schwiegervaters (Anfang 2017) war ein unglaublicher Schlag und hat große Traurigkeit ausgelöst!
Doch so Gesundheit und Möglichkeiten es zulassen, wollen wir gern versuchen, die Geschichte des Grundstückes an der Seite meiner Schwiegermutter und später dann in 5. und vielleicht auch 6. Generation (im Sinn all unserer Vorreiter) zu übernehmen und fortzusetzen.